Freitag, 29. Juni 2012

Schön war's

'Die Seele geht zu Fuss'. Dieses arabische Sprichwort hat mir eine liebe Freundin mit auf den Weg gegeben. Für meine Seele war das gemächliche Tempo goldrichtig. Ich konnte inne halten, Dinge genauer betrachten, Details und Kleinigkeiten entdecken und bei Bedarf anhalten. Das habe ich sehr genossen. Und ja, ich habe es erstaunlicherweise ganz gut mit mir selber ausgehalten. 
Wie erhofft habe ich sehr schnell Abstand vom Gemeindeammannamt gewonnen, konnte vorwärts schauen und den Kopf auslüften. Meine Fitness hat einen grossen Sprung nach oben gemacht, mein Gewicht einen ebensolchen nach unten. Meine vielfältigen Erwartungen haben sich erfüllt. Am schönsten aber ist das Gefühl, von dieser Reise nicht nur geträumt, sondern das Abenteuer auch tatsächlich gewagt zu haben. Das gibt Mut und Kraft, die nächsten Herausforderungen anzupacken.

Ich danke allen, die auf irgendeine Weise Anteil genommen haben an meiner Reise und für die Mails und Kommentare, durch die ich stets mit der Heimat verbunden war.
Danke an meine Familie für die Unterstützung in allen Belangen.


Ein riesengrosses Danke - verbunden mit einem ebensolchen Servelat - an Luna, die mir eine tolle Reisebegleiterin war und ohne die alles nur halb so schön und lustig gewesen wäre.

Wieder daheim!

Mit über 300km/h sind wir im TGV in Richtung Heimat gebraust, wurden ein bisschen durchgerüttelt, aber sonst war es ganz angenehm.
Das Schönste war natürlich, Jostein und Anja in die Arme zu schliessen. Daheim bin ich da, wo die beiden sind.
Gestern Donnerstag zuerst im Kleiderrausch.........;-)), dann das Stroh vom Kopf schneiden lassen, und zuguterletzt einen riesigen Teller mit Früchten verdrückt.
Ein bisschen haben Luna und ich noch gefremdelt. Sie musste sich ihren Schlafplatz auf dem Sofa zuerst wieder von Kater Mowgli zurückerobern und ich erwachte mitten in der Nacht und kannte mich im dunklen Haus überhaupt nicht mehr aus.
Auch die sommerlichen Temperaturen sind wir nicht gewohnt. Die letzten Wochen war es selten über 15°. Luna kam beim heutigen Spaziergang mächtig ins Hecheln.

Amriswil ist mir etwas fremd geworden. Nicht nur, dass hier alle RECHTS fahren, überall sind neue Verkehrsführungen zu beachten. Umso schöner, dass die ersten bekannten Gesichter, die ich getroffen habe, immer noch so vertraut sind wie eh und je.
Ich bin also wieder zu Hause; glücklich, gesund und reich an tollen Erfahrungen.

Mittwoch, 27. Juni 2012

Materielles

Während der Heimfahrt durch Zentralfrankreich freue ich mich natürlich sehr auf meine Familie, aber auch auf ein paar Dinge, die ich in den letzten Wochen entbehren musste. Nach der Zeit in England wäre als erstes ein knackiger Salat fällig, der den Namen auch verdient.
Schliesse ich die Augen, öffnet sich mein Kleiderschrank mit Kleidern in allerlei hellen und bunten Farben und NICHT aus schnelltrocknenden schwarzen oder grauen Funktionsstoffen. Und Schuhe!!! Eine Auswahl haben an sommerlichen, leichten Schuhen - ein Traum.
Ich muss hier an dieser Stelle aber trotzdem mal meine Ausrüstung loben. Die Kleider waren super. Alles hat zusammengepasst - da wie gesagt in einheitlicher 'Farbe', alles konnte abends ausgewaschen werden und war anderntags wieder trocken. Warnung an meine Familie: Weiss gar nicht, ob ich die Waschmaschine noch bedienen kann.........
Sehr zufrieden war ich mit meinem Rucksack. Er ist kompakt, mit guter Aufteilung und angenehmem Tragsystem und sieht trotz der Strapazen immer noch aus wie neu. Und dann natürlich mein Zauberkästchen, das i-Phone. Ohne dieses wäre einiges komplizierter gewesen. Es hat alles gefunden: Fahrpläne, Tierarzt, Hotels, Petshops, Toiletten, Züge, Busse, EM-Matchresultate, Wetterbericht....und noch vieles mehr. Es war meine Verbindung nach Hause über Blog, Mail, Facetime und What'sApp. Ausserdem hatte ich so - ohne mehr Gewicht notabene - Bücher, Musik, Zeitungen und Spiele immer bei mir. Eine gute Sache.
Das Schweizer Sackmesser durfte natürlich nicht fehlen, und ich gestehe, ich habe auch einen kleinen Föhn mitgeschleppt.
Alles in allem war es ganz heilsam, sich klar zu werden, was man wirklich braucht und dass dieses Notwendige eigentlich so zu reduzieren ist, dass es aus eigener Kraft mitgetragen werden kann. Aber andererseits ist es auch schön, Dinge zu besitzen und zu geniessen mit dem einzigen Zweck, die Sinne zu erfreuen, wie bspw. ein Schmuckstück. Vermutlich ist der bewusste Umgang damit das Entscheidende.
Unterdessen ist der TGV bereits in Belfort angekommen. Luna schläft selig unter dem Sitz und ich träume weiter von Kleiderschränken, Mokkajoghurt, dem eigenen Bett, einem Brünneli mit Mischgarnitur, Birchermüesli, ......

Dienstag, 26. Juni 2012

Heimreise II

Wenigstens hat der neu gekaufte Dalmatinerkäfig jemandem richtig Freude bereitet. In Calais wurde ich von einem schampar schönen, jungen Mann mit dem Auto exklusiv auf dem Schiff abgeholt. Er schäkerte, ich sei wohl mit meinem Rucksack 'une Globetrottesse'. Ich hab das mal als bewunderndes Kompliment genommen............;-))
Ich schilderte ihm und seiner Kollegin dann, dass ich den Käfig hierlassen müsse, worauf ihnen sofort eine verzweifelte, amerikanische Lady einfiel, die versuchte, mit fünf Katzen, drei Hunden und zirka zwanzig Gepäckstücken auf die Fähre zu kommen. Von Käfigen hatte sie nichts gewusst. Ich schenkte ihr den Dalmatinerkäfig und war wieder ganz zufrieden mit meinen eigenen Problemchen.
Calais schien mir heute bei Sonnenschein etwas freundlicher. In 'meinem' Hotel wurde ich mit der Frage begrüsst, ob ich wieder mein altes Zimmer haben möchte.
Für morgen Mittwoch konnte ich den TGV buchen. Ohne Probleme. Es ist schon bald langweilig......
Um 18.35 Uhr komme ich in Zürich an.

Good bye UK

Überraschendes Folkstone. Es ist wunderschön. Hoch auf den Klippen überschaut es den Kanal bis nach Frankreich. Die Promenade lädt zum Flanieren. Der Strand unter den Klippen ist breit und feinsandig.
Nachdem ich gestern einen ersten Stopp im Inland in Exeter gemacht hatte, dort aber keinen Käfig für Luna fand und die Stadt ein wenig trostlos wirkte, bin ich wieder in den Zug Richtung Dover gestiegen und spät abends in Folkstone angekommen. Ich muss das Spontanreisen noch so richtig auskosten.
Heute dann durch Folkstone flaniert, einen Käfig gefunden (Dalmatinergrösse; Luna ist zufrieden) und nach Dover disloziert. Das Prozedere für die Fähre kannten wir ja schon. So sitze ich ganz zufrieden vor meinem (hoffentlich letzten) matschigen Sandwich und sehe bereits Frankreich grösser und grösser werden.
Nun habe ich einen weiteren Tag gewonnen und wenn alles so rund weiterläuft, werde ich am Mittwochabend bereits zu Hause sein. Ich freue mich.

Sonntag, 24. Juni 2012

Abschlusstour

Das war der letzte Abschnitt auf dem South West Coast Path, den ich gewandert bin. Genussmässig, ohne Gepäck.
Am Morgen Überfahrt über die Torbay mit einer Fähre, die wohl den Übernahmen 'schwimmender Kochtopf' trägt. Dass so etwas überhaupt schwimmt.
Die vierstündige Wanderung von Brixham zurück nach Torquay kam wir wie eine Zusammenfassung der bisherigen Englandwanderungen vor. Es gab nochmals Klippen (wenn auch nur kleine), Badebuchten, Schlammpassagen (die liebe ich besonders), Vergnügungsparks am Pier, Wohnmobilanlagen, allerlei Tore zum Durchzwängen oder Drübersteigen, Sandstrände, Kieselstrände, Felsstrände und überall die farbigen Badehüttchen. War das herrlich!
Als wir von einer Klippe in eine kleine Bucht herabstiegen, sah ich unvermittelt zwei Seehunde, die sich etwa dreissig Meter vom Ufer entfernt auf dem Rücken von den Wellen schaukeln liessen. Ein magischer Moment.
So habe ich jede Minute genossen. Meine Schuhe hingegen legten Protest ein. Auf den letzten Kilometern begannen sie, bei jedem Schritt ein äusserst nerviges Geräusch zu erzeugen.
Ich habe verstanden. Es ist genug jetzt.

Tiefdruck über den britischen Inseln

Um den britischen Wetterbericht richtig interpretieren zu können, muss man eine meteorologische Ader haben. Ausserdem hilft ein langweiliger oder gar kein Job, weil man nämlich so jede Stunde einmal reinschauen sollte. Und siehe da: Alles wieder anders als zuvor.
Die letzten Tage war das genau so. Nur eine Konstante war zu erkennen. Heute Sonntag gibt es ganz mieses Wetter. Regenwahrscheinlichkeit 100% von morgens bis abends.
Realität: Es fiel kein Tropfen. Ab Mittag brannte die Sonne ganz sommerlich vom Himmel.
Ich war natürlich in den langen Hosen unterwegs. Man ist sich ja von zu Hause von Herrn Bucheli gewohnt, dass er - trotz Stalkerin - eine zuverlässige Wetterprognose abgibt. Aber die Briten hatten das Badkleid und die Strandausrüstung dabei. Wie machen die das???
Mir dämmert jetzt aber langsam, warum das Wetter bei der Tourenplanung keine Rolle spielt. Man muss es halt nehmen, wie es kommt. Ein gute Übung für einen Kontrollfreak wie mich.